Am Mittwoch, dem 17. November, beginnt die Retrospektive auf das Werk von Henry Brandt. Und in unserem neuesten Bulletin schreibt Frédéric Maire ein Editorial über die Erschliessung und Präsentation des Schweizer Filmerbes, insbesondere der Filmografie des Neuenburger Filmemachers und Fotografen.
Neben der Erhaltung und Restaurierung des Filmerbes der Schweiz ist es ein weiterer wichtiger Auftrag der Cinémathèque suisse, dieses zu erschliessen. Wir tun dies, indem wir in unseren Sälen regelmässig Zyklen, Hommagen und Retrospektiven organisieren und die Filme in Kinos und an Festivals in der Schweiz und im Ausland zeigen. Der Internationale Markt des klassischen Films in Lyon, zu dem die Schweiz im vergangenen Oktober eingeladen wurde, bot uns die Gelegenheit, unser nationales Filmerbe, das ausserhalb unserer Grenzen wenig bekannt ist zu präsentieren.
Die Retrospektive, die die Cinémathèque suisse Ende dieses Jahres dem Neuenburger Filmemacher Henry Brandt widmet, der heuer 100 Jahre alt geworden wäre, folgt demselben Ansatz: das Werk eines einheimischen Filmschaffenden beleuchten, der zu Lebzeiten gefeiert wurde, aber zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist, zumal seine meist im 16-mm-Format gedrehten Filme in zu schlechtem Zustand waren, um gezeigt werden zu können. Und doch war Brandt vermutlich einer der Schweizer Regisseure, die von der Bevölkerung unseres Landes in den 1960er- und 70er-Jahren am meisten gesehen und anerkannt wurden, wie wir weiter unten ausführen werden.
Fast zehn Jahre hat die Cinémathèque suisse daran gearbeitet, sein Werk wieder sichtbar und zugänglich zu machen. Obwohl die Originalelemente seiner Filme glücklicherweise fast alle in unseren Archiven gesichert waren, mussten sie nach und nach analysiert und die Restaurierungsvorgänge festgelegt werden, um sie dann zu reinigen, vorzubereiten, zu digitalisieren, zu restaurieren und schliesslich zugänglich zu machen. Da der finanzielle und personelle Aufwand beträchtlich war und es für die Cinémathèque suisse nicht vorstellbar ist, einen Filmemacher auf Kosten anderer zu bevorzugen, brauchte dies Zeit.
Doch in den vielen Jahren, in denen dieses Projekt verwirklicht wurde, intensivierte sich die Zusammenarbeit mit den Söhnen Christophe und Jérôme Brandt, und es gab einige schöne Überraschungen. In den Familienarchiven fanden sie zum Beispiel unbekannte Filmspulen und Tonspuren, die als verloren galten: Aufnahmen von Liedern und Musikstücken, die 1953 während der Dreharbeiten von Nomades du soleil entstanden, oder die Originalmusik von Julien-François Zbinden, die in den Gängen zwischen den Räumen von Brandts Installation an der Schweizerischen Landesausstellung von 1964 in Lausanne ertönte. Diese wertvollen Dokumente sind nun gesichert und digitalisiert worden. Darüber hinaus konnten anlässlich dieses Jubiläums die Tausenden von Fotografien gezeigt werden, die Henry Brandt im Laufe seines Berufslebens gemacht hat und die in Neuenburg im Schweizerischen Institut zur Erhaltung der Fotografie sorgfältig aufbewahrt werden.
Die zahlreichen Vorführungen der restaurierten Filme von Henry Brandt, die in den letzten Monaten in Paris, Turin, Rotterdam, Berlin und Locarno stattfanden, zeigen deutlich: Brandt verdient es nicht nur, wiederentdeckt zu werden, er erweist sich auch heute noch als erstaunlich modern.
Frédéric Maire, Direktor der Cinémathèque suisse
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