«Eine äusserst realistische Parabel, eine ethnologische Science-Fiction darüber, was heute in der Schweiz geschieht und was morgen hier oder auch anderswo geschehen könnte, wenn wir nicht aufpassen (...) Was diesen Film so besonders und einzigartig macht, ist der ungewohnte Balanceakt zwischen der dokumentarischen Wahrnehmung der Realität und dem unvorhersehbaren Aufblitzen des Delirierenden, des Surrealen», schrieb Louis Skorecki in Les Cahiers du Cinéma, als Grauzone im Jahr 1979 herauskam. Dieser Schweizer Kultfilm ist der erste Spielfilm des Deutschschweizer Regisseurs Fredi M. Murer, der am letzten Filmfestival Locarno für sein Gesamtwerk geehrt wurde. In dieser eigentümlichen Schwarzweiss-Erzählung sieht sich ein junges urbanes Paar mit einer mysteriösen Epidemie konfrontiert, die die Regierung zu vertuschen sucht. Ein packendes Porträt der schweizerischen Kontrollgesellschaft, das die Zürcher Protestbewegungen der 1980er-Jahre vorwegnimmt und gerade jetzt sehr aktuell ist: Rückzug, Überwachung, Entfremdung … starke Themen, die viele Cineasten und Schriftsteller inspirierten, wie Jean-Luc Godard (Alphaville, 1965) und George Orwell, der 1949 seinen berühmten Zukunftsroman 1984 veröffentlichte.
Der von der Cinémathèque suisse mit dem Labor Cinegrell (Zürich) in Zusammenarbeit mit Fredi M. Murer und mit der Unterstützung von Memoriav restaurierte Film Grauzone ist bis am 5. Juni auf unserer Plattform Vimeo verfügbar. Die Fans von DVD «collector» können den Film auch in unserem Online-Shop in einer brandneuen Box kaufen, dem ein Booklet auf Deutsch mit den damaligen Pressetexten beiliegt. Ein Meisterwerk, das man gesehen haben muss und das Freddy Buache folgendermassen ehrte: «Unter der grauen Zone entdeckt Murer eine virulente Unzufriedenheit, die in seinem geglückten Film viel besser zum Ausdruck kommt als in einem Gedicht über die Angst oder in einer Reportage über die Monotonie unserer Zivilisation, die geistige Trägheit oder die Wüste in unseren Herzen: ein Alarmschrei, dessen Tragweite umso grösser ist und der umso schwerer wiegt, weil er in leisem Flüstern ertönt. Einer der besten zeitgenössischen Filme aus der Deutschschweiz.» (Tribune de Lausanne, 23. November 1980)